Es gibt zwei kleine Worte, die sind nie verkehrt:
Das Bitte und das Danke sind immer gern gehört!
Diesen Spruch kenne ich aus dem Poesiealbum meiner Mama – aus ihrer Grundschulzeit.
Und ich begegne ständig Menschen, die die diesen Spruch dringend in ihrem Grundschul-Poesiealbum gebraucht hätten. Oder als Banner über ihrem Bett! Oder als Tattoo auf dem Handrücken!
In meinem neuen alten Job, beim Tür aufhalten, beim Vortritt lassen, beim runtergefallene Sachen aufheben, beim Verlassen eines Restaurants oder Ladens – bei jeder dieser Situationen kann ich mich wahnsinnig gut darüber aufregen, dass es so viele Menschen gibt, die noch nicht einmal diese minimalste Grundregel der Höflichkeit beherrschen.
„Danke!“ Ist das denn so schwer?
Dankbarkeit ist doch was Schönes, etwas Wertschätzendes!
Einer sagt „Danke“ und der Andere fühlt sich anerkannt für das was er tut!
Auch – oder vor Allem gerade – wenn es nur eine Kleinigkeit ist!
Es sind doch die kleinen Dinge die zählen!
Und währen ich mich so schön aufrege und in Rage schreibe, muss ich mir auch einmal an die eigene Nase fassen: wann sag ich denn „Danke“?
Klar, ich freue mich immer wenn mir jemand etwas Gutes tut und kann dann auch ganz schnell „Danke“ sagen. Aber sehe ich die kleinen Dinge denn wirklich? Nehme ich sie überhaupt wahr?
Sage ich automatisch „Danke“, wie es in Mamas Poesiealbum steht, weil es gern gehört wird?
Wo ist denn meine Dankbarkeit?
Ups!
Ich kann mich so schön darüber auslassen und motzen und meckern und beschweren, wenn etwas schief – oder nicht ganz gerade – läuft: der verspätete Bus, die verpasste S-Bahn, die runtergefallene Tasse, die leere Milchpackung, das schimmelige Brot.
Dann wird geschimpft, der Tag einen „Scheißtag“ genannt, böse geguckt, gegrummelt und gemault und gejammert.
Und dabei ignoriere ich die guten kleinen Dinge, die mir ständig im Alltag begegnen.
Mein Fokus liegt mit meinem Gemotze immer nur auf den negativen Dingen:
die verpasste Bahn ist viel doofer, als die aufgehaltene Tür nett ist!
Oder das Regenwetter ist blöder, als das vom Nachbarskind geschenkte Gummibärchen toll ist.
Oder der abgeplatzte Nagellack ist schlimmer, als der Kaffee lecker ist.
Oder… oder… oder…
Alles ganz nach dem Motto: warum denn freuen, wenn ich auch meckern kann.
Ich dachte immer, ich sei ein sehr positiver, optimistischer Mensch, der an allem etwas Schönes findet. Aber irgendwann ist mir aufgefallen, wie negativ ich tatsächlich bin. Und wie sehr ich mir das Leben schwer mache, indem ich mich völlig auf die falschen Dinge fokussiere.
Und das wollte ich nicht!
Ich wollte mich wieder über die kleinen Dinge freuen können: den leckeren Kaffee, ein nett gemeintes Kompliment, ein Lächeln, eine gute Nachricht, ein sauberes Haus, ein Treffen mit einem lieben Menschen, Regen und Sonne, frische gebackenes Brot, einen Abend allein, einen Abend mit Freunden, einen Abend mit meinem Mann, Nudelsuppe, und so weiter…
Und es funktioniert!
Juchhuuu!
Ich habe mir angewöhnt auf die anderen Dinge zu schauen, den Fokus also verschoben. Von den Dingen die mich ärgern oder nerven, zu denen die mir eine Freude machen.
Ich bin so wahnsinnig dankbar für alle diese Kleinigkeiten! (Und die Großigkeiten natürlich auch.)
Und es klappt: ich hatte vor Kurzem ein Seminar auf das ich echt keine Lust habe, bin morgens so richtig früh aufgestanden, hatte schlimmes Frauenleiden, stand ewig in der Kälte, weil der Bus nicht kam, die erste Bahn hatte ich verpasst, die zweite hatte Verspätung, musste dann die ganze Fahrt über stehen, hab beim Umsteigen den U-Bahnhof nicht gefunden, der Kaffeeautomat hat mein Geld gefuttert und keinen Kaffe ausgespuckt und als ich dann endlich auf dem letzten Drücker an dem Ort ankam, an dem ich echt nicht sein wollte, wurde mir gesagt, dass die Veranstaltung ausfällt.
Und ich hab mich gefreut wie ein Schnitzel!
Ja, die ersten drei Stunden des Tages waren jetzt nicht der Brüller und haben sehr zum meckern eingeladen, aber ich hatte einen freien Tag geschenkt bekommen. Einfach so!
Statt in einer nervigen Veranstaltung zu sitzen und zu motzen, dass ich überhaupt nicht da sein will und wie ätzend mein Morgen schon war, hab ich daheim mit der Wärmflasche auf dem Sofa gelegen und einen Film geschaut, in meinem schönen neuen Arbeitszimmer einen Artikel geschrieben und mich über meine gewonnene Freizeit gefreut!
Es war nicht leicht, denn ein Teil von mir wollte unbedingt schlechte Laune haben und sich darüber ärgern, dass ich völlig umsonst nach Frankfurt gefahren bin. Und über den Kaffeeautomaten! Und die öffentlichen Verkehrsmittel!
Ich bin kein Profi und erst recht keine Heilige, aber ich übe und arbeite hart daran, dankbar für die kleinen guten Dinge zu sein, die mir passieren.
Es wird immer wieder Momente geben, in denen ich mich beschwere und motze und meckere – und ich glaube, das muss auch mal sein.
Alles andere wäre auch echt weltfremd und unrealistisch.
Aber für die kleinen Dinge dankbar zu sein, beschert mir schönere Tage!
Und das finde ich ziemlich gut!
Wie schaut es denn bei Dir aus, weißt Du die kleinen Dinge zu schätzen?
Erkennst Du sie und bist dankbar?
Oder bist Du ein Motzbär?
Tipp:
Ich schreibe mir schon seit Langem jeden Abend in den Kalender für was ich genau an diesem Tag dankbar bin. So hab ich immer eine Sammlung von tollen Momenten und positiven Gefühlen auf die ich zurückgreifen kann, wenn ich gerade alles doof finde.
Probiers mal aus!
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