Tadaaaaaa!!!
Ich sitze am ersten warmen Tag des Jahres im T-Shirt auf meiner Terrasse in der Sonne, trinke eine Macha Latte, Vögel zwitschern, Bienen summen um mich herum, die Luft riecht nach Frühling und schreibe meinen ersten Blogartikel.
Das Leben ist schön!
Und genau so wie ich es mir gewünscht und geplant habe.
Ok… um fair zu sein müsste ich wohl zugeben, dass ich den vierten ersten Artikel schreibe. Und, dass ich schon läääängst den 30. Artikel veröffentlicht haben wollte.
Und ich sollte wohl auch zugeben, dass ich einen gehörigen Tritt in den Hintern gebraucht habe, um jetzt wirklich hier zu sitzen und mich frei und glücklich zu fühlen.
Ich haben das Glück, jemanden zu haben, der an mich und meine Idee glaubt und mir mit angemessener Intensität in den Hintern tritt, wenn ich mal wieder mit meinen Selbstzweifeln anfange.
Mein personifizierter Arschtritt sitzt neben mir und ist ebenfalls fleißig am Tippen, trinkt auch eine Macha Latte und ist schon längst da, wo ich gerne hinmöchte.
Ziemlich lange habe ich ziemlich doll an mir gezweifelt.
Ich war fast schon so weit, den „ganzen Quatsch“ sein zu lassen, denn mein Kopf war voll mit „das will doch eh keiner lesen“, „meine Meinung und Erfahrungen sind doch völlig unwichtig“, „ich krieg das sowieso nicht hin“, „ich werde eh nur ausgelacht“ und das waren sogar noch die netteren Gedanken, die anderen erwähne ich besser nicht.
Ich bin verdammt gut darin, mich selbst schlecht zu machen und zu sabotieren. Und das in so ziemlich jeder Situation, nicht nur in Bezug auf den immer noch nicht gestarteten Blog.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass Du weißt wovon ich spreche. Geht es Dir nicht auch so, dass Du nicht sonderlich nett über Dich selbst denkst? Und in Gedanken so schlecht mit Dir sprichst, wie Du niemals mit jemand anderem reden würdest?
Ich bin manchmal oder auch häufiger richtig grausam zu mir.
Je nachdem, ob ich in einer Umkleidekabine stehe, im Trivial Pursuit verliere, mit dem Chef aneinander gerate oder das doofe Und-Zeichen (das hier: &) einfach nicht schreiben kann: Ich bin hässlich, dumm, fett, eklig, unwichtig, wertlos, langweilig, usw.
Aber warum? Und wo kommen diese Gedanken her? Wie würde es uns gehen, wenn jemand anderes so mit uns sprechen würde? Würden wir ihm oder ihr recht geben oder deutlich machen, dass wir so nicht mit uns reden lassen?
Würden wir nicht einer Freundin sagen, dass das Licht in der Umkleidekabine fies und unvorteilhaft, der Spiegel verzogen und sie eine wunderschöne Frau ist?
Sind die Fragen bei Trivial Pursuit nicht eh schwer und – mal ganz ehrlich – kennen wir überhaupt jemanden, der sie alle ohne zu schummeln beantworten kann?
Und suchen wir unsere Freunde danach aus, ob sie ein doofes Und-Zeichen schreiben können?
Wieso sind wir dann so fies zu uns selbst? Wir müssten doch eigentlich besonders nett mit uns umgehen, schließlich sind wir der einzige Mensch, den wir unser Leben lang an der Backe haben. Mit dem wir einfach auskommen müssen!
Wir sollten doch eigentlich unsere Freundin sein und genauso auch mit uns umgehen.
Wir müssen ganz dringend netter zu uns sein und auch unsere Schwächen akzeptieren. Das Stichwort heißt hier wohl Selbstmitgefühl.
Ich versuche schon länger ein bisschen netter zu mir zu sein, mehr Verständnis für mich zu haben und mich mitsamt meinen Unzulänglichkeiten gern zu haben. Es funktioniert nur manchmal, klappt aber nach und nach immer häufiger und besser.
Wenn ich gerade mal wieder mit Selbstsabotage beschäftigt bin und mich überhaupt nicht leiden kann, stelle ich mir vor, was eine meiner Mädels zu mir sagen würde und – oh Wunder – die sind dann immer wesentlich netter und verständnisvoller, als es mir je in den Sinn kommen würde.
Wenn das mal nicht funktioniert, drehe ich den Spieß einfach um: ich stelle mir vor, dass eine meiner Freundinnen in meiner Situation steckt und sage ihr das, was ich eigentlich mir sagen müsste.
Natürlich funktioniert das nicht immer, aber so nach und nach merke ich zumindest, wenn ich gerade mal wieder richtig gemein zu mir bin.
Und ich finde es verdammt erschreckend, dass die gemeinen Gedanken mein Leben lang völlig selbstverständlich waren und ich sie noch nicht einmal mehr wahrgenommen habe.
Und trotz meiner an mich selbst gerichteten Gemeinheiten sitze ich heute hier auf meiner Terrasse an meinem Notebook und schreibe diesen Artikel.
Und ich bin ein kleines bisschen stolz auf mich, einfach nur weil ich hier sitze und schreibe. Weil die Selbstsabotage nicht funktioniert hat.
Denn ich habe mir meinen größten Wunsch erfüllt.
Und wenn mein Leben ab jetzt so aussieht, wie in diesem Moment, darf ich mich total anmaßend als den glücklichsten Menschen der Welt bezeichnen. Auch wenn Hugh Grant sagen würde: „Das ist doch töricht! Als ob Sie alle Menschen auf der Welt kennen“.
Gut, ich bin nicht Sandra Bullock, aber für mich fühlt sich gerade alles richtig an.
Und wenn Du diesen Artikel liest, weißt Du, dass ich es trotz meiner Selbstsabotage geschafft habe meinen Blog zu starten und mir meinen großen Wunsch zu erfüllen. Das macht mich ziemlich stolz.
Und ich kann mich selbst auch gerade ganz gut leiden.
PS: Ich habe eine kleine Hausaufgabe für Dich!
Beobachte heute mal ganz bewusst wie Du selbst mit Dir sprichst. Nimm Deine Gedanken in bestimmten Situationen – beim Blick in den Spiegel, bei einem Missgeschick, in einer Situation in der Du Dich unwohl fühlst – bewusst wahr. Wie nett bist Du zu Dir selbst?
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