Lügendetektor, Teil 1: Du darfst nicht alles glauben, was Du über Dich denkst!
Wir machen es alle: wir glauben, was wir denken. Grundsätzlich eine tolle Sache!
Blöd ist es nur, wenn wir uns selbst belügen.
Noch blöder ist es, wenn wir ständig nach Bestätigungen für unsere Lügen suchen.
Und das tun wir: immer, alle und ständig!
Jede von uns hat Glaubenssätze, an denen sie festhält, feste Überzeugungen, Dinge die wir für Tatsachen halten, die einfach nicht stimmen.
Wir belügen uns selbst und glauben diese Lügen Tag für Tag und – was am allerschlimmsten ist – wir machen uns mit diesen Lügen klein.
Mit diesen negativen Glaubenssätzen machen wir uns jeden Tag das Leben schwer und stehen uns unglaublich stur selbst im Weg.
Und wir machen das auch noch ganz allein und freiwillig!
Der einzige Weg daraus ist, diese Lügen als solche zu entlarven und sie mal ordentlich in Frage zu stellen. Da wir aber schon sehr, sehr lange – manchmal unser ganzes Leben – an diese Lügen glauben, sind sie verflixt schwer zu erkennen und zu erschüttern.
Und selbst wenn wir sie als Lügen erkannt haben und wissen, dass sie nicht der Wahrheit entsprechen, können wir nicht plötzlich aufhören an sie zu glauben, denn sie waren für uns, unser Leben lang, gegebene Tatsachen.
Wir haben unser Verhalten, unsere Entscheidungen und unsere Gefühle von ihnen beeinflussen lassen.
Sie sind dafür verantwortlich wer wir heute sind und wie wir uns heute sehen.
Und sie sind – verdammt nochmal – echt nicht nett!
Ich würde meinen Hintern darauf verwetten, dass auch Du an Tatsachen festhältst, die einfach nicht stimmen.
Nach und nach werde ich hier auf stopstoppingyourself. die fiesesten, biestigsten Lügen enttarnen – ja, ich werde die Hosen runterlassen – und hoffe, dass ich Dir ein klein wenig dabei helfen kann, Deine „Tatsachen“ zu hinterfragen.
Los geht´s…
Lüge Nr. 1
„Ich bin hässlich!“
Objektiv gesehen ist das völliger Quatsch!
Geglaubt habe ich es trotzdem.
Es war in der Grundschule, ich war ungefähr sieben Jahre alt und wahnsinnig verliebt in einen Jungen aus meiner Klasse und ich hatte mich mit dem Thema hübsch und hässlich noch nicht wirklich beschäftigt. Ich habe so ausgesehen, wie ich nunmal ausgesehen habe.
Leider fing dieser miese, fiese Junge irgendwann an mich immer eine „kleine, hässliche Kröte“ zu nennen, und – ich war ja verliebt in ihn, also musste er recht haben – ich habe ihm geglaubt.
Für mich stand fest: ich bin hässlich.
Ja, Hand aufs Herz – wer kann schon behaupten in diesem zarten Alter, Ende der 80er, eine echte Schönheit gewesen zu sein? Pinke Cordhosen mit pinkem Sweatshirt, oder schlimmer: Radlerhosen, eine herausgewachsene Vokuhila – ich war styletechnisch ein Opfer dieser Zeit.
Aber hässlich?
Ab diesem Zeitpunkt, wollte ich nicht mehr so aussehen, wie ich. Denn für mich war hässlich gleichzusetzen mit „wertlos“ und „nicht liebenswert“.
Und ich fing an Bestätigungen für diese Wahrheit zu suchen und natürlich auch zu finden.
Mit 14 stand ich mit zwei Freundinnen im Freibad am Sprungturm, zwei Jungs liefen auf uns zu, sie sahen nur mich und einer rief: „Nee, nicht zum Sprungturm, da sind nur hässliche Mädchen“.
Später dann schickten sie einen jüngeren Bruder zu uns, meine Freundinnen sollten sich doch ein bisschen zu ihnen setzen. Ich sollte aber nicht mit, ich war ja hässlich.
Diese beiden Erlebnisse haben eine Lüge für mich zu einer Tatsache werden lassen.
Ist das nicht schrecklich? Und objektiv gesehen auch absoluter Blödsinn?
Aber es hat lange gedauert, bis ich das begriffen habe.
Bis ich verstanden habe, dass ich nicht hässlich und damit wertlos und nicht liebenswert bin.
Und trotzdem beeinflusst diese „Tatsache“ mein Leben bis heute.
Natürlich laufe ich nicht mit einer Papiertüte auf dem Kopf herum oder, wie in der Pubertät, mit einer Haargardine vor dem Gesicht, aber diese kleine, fiese Lüge hat es trotzdem geschafft, sich bis heute irgendwo im Hinterkopf festzusetzen, um in schwachen Momenten Springteufel zu spielen.
Ich schwanke manchmal täglich zwischen: „Scheiß drauf, wer mich ungeschminkt nicht mag, hat mich geschminkt nicht verdient“ und „man kann aus jedem Hintern ein Gesicht machen, wenn man ihn gut schminkt“. Also bin ich entweder die rebellisch Ungeschminkte oder eine Barbie, je nach Gefühlslage und Tagesplan.
Ich versuche in Umkleidekabinen nicht zu weinen oder fies zu mir zu sein, ertrage meine Hochzeitsfotos überhaupt nicht und mich selbst in einem Video zu sehen, grenzt schon fast an Folter.
Aber am allerschlimmsten ist, dass ich wegen dieser „Tatsache“ so vieles nicht getan habe.
Ich bin so oft nicht für mich eingestanden, habe mich so vieles aus Angst vor Ablehnung nicht getraut und mir unzählige schöne Erlebnisse versaut.
Und das ist typisch für falsche Glaubenssätze: sie versauen uns die schönen Momente, sie lassen uns an uns zweifeln und sie sorgen für, dass wir uns klein und wertlos fühlen.
Ich will mir nie wieder etwas von einer falschen Tatsache vermiesen lassen.
Deshalb habe ich meinen Lügen den Kampf angesagt!
Machst Du mit?
Hast Du schon ein paar falsche Tatsachen entlarven können?
Welche Lüge lässt Dich nicht los?Lass mir einen Kommentar da, wenn Du magst…
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